Welche Worte finden wir, wenn wir über Zeit sprechen?
Einstieg in unseren Schnuddel-nachmittag am 22. Februar im Zentrum Rembrandtstraße war wieder eine kleine Lesung. Mit dem Bilderbuch "Dann gehe ich jetzt, sagte die Zeit" wurde uns poetisch beschrieben, welche Worte wir oft im Umgang mit der Zeit finden. So beschreiben die Erwachsenen dem Mädchen Lara, dass sie "sich die Zeit vertreiben, die Zeit totschlagen oder Zeit Geld ist". Diese bildliche Sprache macht für uns die Bedeutung von Zeit klarer. Lara und ihre Freundin Zeit machen sich in der Geschichte dann auf den Weg an einem Sonntagnachmittag. Sie erweitern mit ihrem Ausflug in den Park unsere Perspektive darauf, dass Zeit auch einfach da sein kann. Dass man sie genießen kann, sich Zeit nehmen darf. Vorallem für die Menschen und Situationen, die kleine Glücksmomente bescheren. Eine schöne und doch sehr nachdenkliche Geschichte.
Bei Kaffee, Tee und selbstgebackenen Muffins kam unsere Schnuddelei ganz schnell in Gang.
Wie sieht es mit dem "Zeit haben oder nehmen" eigentlich bei uns aus? "Schlagen wir sie auch tot", weil wir oft einsam sind und nicht so recht wissen, was wir mit der Zeit im Überfluss so anfangen sollen? Oder genießen wir sie, weil es jetzt weniger Zeitdruck gibt und wir einfach mal die "Zeit so durch die Hände rinnen lassen"?
Mit welchen "schweren" Worten sprechen wir eigentlich über Zeit? Und wie hat sich unser Zeitgefühl verändert, jetzt, wo wir in unserer Lebensphase oft wieder unabhängig über die Verwendung unserer Zeit frei entscheiden können? In unseren Erinnerungen stellte sich schnell heraus, dass in jedem Leben die Uhren unterschiedlichen Einfluss hatten. Egal ob die Uhren mal vor oder nach gingen, rechnerisch betrachtet hatte die Stunde immer 60 Minuten. Nur in unserer Wahrnehmung war sie unterschiedlich. Manchmal verging sie wie im Fluge, wenn wir glücklich und zufrieden waren, und in Zeiten der Krisen haben wir unter ihr mehr gelitten. Vielleicht hat sie dann "unsere Wunden geheilt", weil "alles eben seine Zeit im Leben hat". Unsere Zeit begleitet uns jeden Tag. Gerade noch da und im nächsten Moment ist sie Vergangenheit. Vielleicht kosten wir sie in der Gegenwart manchmal nicht wirklich aus. Aber das ist grundsätzich bei jedem Menschen verschieden.
In einem Punkt waren wir uns schnell einig. Zeit wird gerade im Alter kostbar. Für die schönen Momente im Leben, in denen man mit Freunden zum Beispiel Erinnerungen teilen kann oder der Natur wieder Augen und Ohren öffnet.
An unserem Schnuddelnachmittag stellten wir fest, dass unsere Schnuddelzeit wieder sehr unterhaltsam war und wir einen schönen Nachmittag "gemeinsam statt einsam" verbracht haben.
Zeit zu haben ist ausschließlich eine Frage des Sich-Zeit-Nehmens.
Ernst Ferstl
Vielleicht nehmen Sie sich ein bisschen Zeit für unseren nächsten Schnuddelbanktermin? Wir freuen uns sehr auf Sie!
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